AWO-Landesvorsitzende fordern bayerische Abgeordnete auf, heute im Landtag gegen das Gesetz zur Einführung von Sprachstandserhebungen zu stimmen
„Zugegebenermaßen wäre es gegen die parlamentarische Praxis, dafür ist es aber ein Gebot der Vernunft zum Wohl der Jüngsten, ihrer Eltern sowie Erzieher*innen und Lehrer*innen im Freistaat: Wir fordern die Landtagsabgeordneten vor allem der Regierungsparteien auf, heute im Landtag gegen das Gesetz der Staatsregierung zur Einführung von Sprachstandserhebungen zu stimmen, denn wir bleiben dabei: Wir brauchen kein Kita-Abitur in Bayern”, erklärt die AWO-Doppelspitze, Nicole Schley und Stefan Wolfshörndl, vor der für heute geplanten 2. Lesung des umstrittenen Gesetzesentwurfs.
Schley und Wolfshörndl: „Um Missverständnissen vorzubeugen: Selbstverständlich gehen ausreichende Sprachkenntnisse, schulischer Erfolg und nicht zuletzt gesellschaftliche Teilhabe Hand in Hand. Ohne sprachliche Fähigkeiten geht es nicht. Aber Kontrollen und Tests sind nicht der richtige Weg. Kinder haben es verdient, individuell gefördert zu werden, Erziehungsberechtigte, dass proaktiv und auf Augenhöhe auf sie zugegangen wird, und Erzieher*innen und Lehrer*innen, dass sie nicht durch noch mehr Bürokratie in ihrem pädagogischen Auftrag behindert werden. Und dafür benötigen wir einen entsprechend ausgestatten Haushaltstitel, der den Bedürfnissen aller Beteiligten gerecht wird.“
Die aktuelle Lage sei dagegen besorgniserregend und werde, tritt das Gesetz in Kraft, durch die geplante Maßnahme verschlimmert. AWO-Erzieher*innen in ganz Bayern schätzen übereinstimmend ein: „Bereits jetzt fallen viele Vorkurse wegen Personalmangels aus. Woher will die Staatsregierung die für ihr Vorhaben erforderlichen Lehrkräfte nehmen? Es ist bekannt, dass Lehrer*innen allgemein händeringend gesucht werden. Wie wäre die Situation zu bewerten, wenn trotz intensiver Suche durch die Eltern kein Kita-Platz für ein Kind gefunden wird, dieses somit auch keinen Vorkurs besuchen konnte, und wenn dieses Kind die Sprachstandserhebung nicht bestehen sollte? Werden Kinder, die zurückgestellt werden, Kita-Plätze, die sonst jüngere Kinder bekämen, besetzen? Bereits jetzt fehlen laut Ländermonitor 2023 für Drei- bis Sechsjährige bayernweit rund 23.000 Plätze. Wie passt das alles – Bürokratie und Refinanzierung dieser Bürokratie nicht zu vergessen – zusammen?“