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“Wir brauchen kein Kita-Abitur”

7. August 2024

“Wir brauchen kein Kita-Abitur”

Bildung, Familie, Kinder und Jugend, Kita, Menschen mit MigrationsgeschichtePressemitteilung

AWO-Doppelspitze diskutiert auf ihrer Sommerreise mit Praktiker*innen geplante Sprachstandserhebungen in Bayern

Gesetz zur Einführung und Durchsetzung verbindlicher Sprachstandserhebungen und Sprachfördermaßnahmen vor der Einschulung“: Klingt kompliziert, wird kompliziert – sollte das Gesetz verabschiedet werden. „Bayern bürokratisiert sich wieder mal zu Tode”, kommentieren die AWO-Landesvorsitzenden, Nicole Schley und Stefan Wolfshörndl, das jüngste Vorhaben der Bayerischen Staatsregierung. Deren Kabinettsentwurf sieht verpflichtende Sprachstandserhebungen bei allen Kindern im vorletzten Jahr vor der Einschulung vor. Kitas, Kindergärten, Grundschulen und die Erziehungsberechtigten werden für die Umsetzung in die Pflicht genommen. Schley und Wolfshörndl: „Nach dem sogenannten bayerischen Grundschulabitur will die Staatsregierung jetzt also auch noch ein Kita-Abitur einführen. Selbstverständlich bedingen sich ausreichende Sprachkenntnisse und schulischer Erfolg, aber statt Geld in Kontrollen und Tests zu investieren, müssen ausreichend Mittel ins System gegeben und muss proaktiv auf die Erziehungsberechtigten zugegangen werden.“

Darin sind sich die AWO-Landesvorsitzenden und Ingrid Negele, Leiterin des AWO-Kindergartens Sonnenstrahl in Landsberg/Lech, einig. Auf ihrer Sommerreise tauschen sich die AWO-Landesvorsitzenden gerade mit Praktiker*innen über aktuelle und drängende Themen aus, unter anderem die geplanten Sprachstandserhebungen. Nicht nachvollziehbar finden die drei AWO-Vertreter*innen einiges: „Bereits jetzt fallen viele Vorkurse wegen Personalmangels aus. Woher will die Staatsregierung die für ihr Vorhaben erforderlichen Lehrkräfte nehmen? Es ist bekannt, dass Lehrer*innen allgemein händeringend gesucht werden. Wie wäre die Situation zu bewerten, wenn trotz intensiver Suche durch die Eltern kein Kita-Platz für ein Kind gefunden wird, dieses somit auch keinen Vorkurs besuchen konnte, und wenn dieses Kind die Sprachstandserhebung nicht bestehen sollte? Und werden Kinder, die zurückgestellt werden, Kita-Plätze, die sonst jüngere Kinder bekämen, besetzen? Bereits jetzt fehlen laut Ländermonitor 2023 für Drei- bis Sechsjährige bayernweit rund 23.000 Plätze. Wie passt das alles – Bürokratie und Refinanzierung dieser Bürokratie nicht zu vergessen – zusammen?“

Fragen über Fragen, die laut AWO zeigen, dass das Vorhaben nicht durchdacht, sondern mit heißer Nadel gestrickt ist. „Wir brauchen kein Kita-Abitur in Bayern, der Entwurf muss zurückgezogen werden. Was wir stattdessen brauchen, ist ein Bekenntnis zur individuellen Förderung aller Kinder, dazu gehört der sprachliche Bereich, in Form eines finanziell entsprechend ausgestatteten Haushaltstitels.“