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Armut

Armut

Darum bekämpfen wir Armut

Relevanz des Themas

Finanzielle Schwierigkeiten sind auch im reichen Bayern verbreitet und können (fast) jede*n treffen: Schulden, Arbeitslosigkeit, gescheiterte berufliche Selbständigkeit, Krankheit, Scheidung, Todesfälle oder auch Armutserfahrungen im Kindesalter sind Gründe. Oft entsteht ein Kreislauf, dem nur schwer aus eigener Kraft zu entkommen ist.

Wir in der AWO unterstützen seit unserer Gründung Menschen in Not und kämpfen dafür, dass niemand in Armut leben muss. Wir finden uns nicht damit ab, dass es in unserem Sozialstaat Menschen gibt, denen das Nötigste zum Leben fehlt. Denn jede*r hat das Recht auf ein zufriedenes und selbstbestimmtes Leben.

Zahlen, Daten, Fakten

Armut verfestigt sich häufig über Generationen hinweg, sie „wächst mit“. Finanzielle Not kann (psychisch) krank und einsam machen. Betroffene werden oft stigmatisiert und ausgegrenzt, auch weil ihre Lebenslage von Dritten manchmal als selbstverschuldet verurteilt wird. Dadurch wird ihre Situation zusätzlich erschwert.

  • Armut kein Randphänomen: Rund 15% der Bevölkerung Bayerns sind armutsgefährdet.
  • Besonders gefährdete Gruppen: Mehr als jede*r dritte Alleinerziehende (36,8 %) und jede vierte kinderreiche Familie (24,2 %) sind in Bayern von Armut bedroht. Auch Einwander*innen sind überdurchschnittlich stark gefährdet, in finanzielle Not zu geraten (22,5 %).
  • Hohe Altersarmut in Bayern: Im Freistaat sind 21,4 % der Menschen über 65 Jahren von Armut bedroht, was deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von18,1% Gerade Frauen betrifft Altersarmut: jede Vierte (24,5 %) ist armutsgefährdet.
  • Schlechtere Chancen von Anfang an: 16,2 % der Kinder und Jugendlichen in Bayern sind von Armut bedroht und haben damit schlechtere Bildungs- und Lebenschancen. Eine Langzeitstudie zeigt: Jedes dritte Kind, das im Alter von sechs Jahren in einer armen Familie lebte, lebte auch mit 25 Jahren in Armut.
  • Anstieg von Wohnungslosigkeit: 2022 wurden in Bayern rund 32.380 wohnungslose Menschen erfasst – fast doppelt so viele wie im Vorjahr mit 17.910. Die tatsächliche Zahl dürfte sogar noch höher liegen und mittlerweile weiter gestiegen sein.
  • Mehr Nachfrage bei Tafeln: Immer mehr Menschen nutzen das Angebot der Tafeln, insbesondere seit Beginn des Ukraine-Kriegs infolge steigender Lebenshaltungskosten. Auch AWO-Tafeln berichten von über einem Drittel mehr Kund*innen.
  • Gesundheitsrisiko Armut: Männer des unteren Einkommensviertels sterben im Durchschnitt rund acht Jahre früher als Männer im oberen Einkommensviertel. Bei Frauen beträgt der Unterschied rund vier Jahre.

 

Wir finden uns nicht damit ab, dass es Menschen im reichen Bayern gibt, denen das Geld für das Nötigste fehlt.

Forderungen

Armut gar nicht erst entstehen lassen

Im Sozialstaat muss jede*r sich das leisten können, was er*sie zum Leben braucht: Wohnung, Kleidung, Nahrung, medizinische Versorgung. Außerdem muss jeder Zugang zu Bildung, Arbeit, Kultur- und Freizeitangeboten haben. Die beste Politik verhindert, dass Menschen in Armut abrutschen. Doch Armut kann leider (fast) jede*n treffen.

  • Grundrecht auf Existenzminimum: Das Existenzminimum muss für jede*n gesichert sein, etwa über eine echte Kindergrundsicherung, ein Bürgergeld in ausreichender Höhe sowie eine Grundrente ohne Einkommensprüfung.
  • Armut verhindern: flächendeckend (präventive) Projekte und Angebote zur Armutsbekämpfung fördern, z.B. Schuldnerberatungen und Wohnungsnotfallhilfe.
  • Arbeit muss zum Leben reichen: Wir fordern einen höheren Mindestlohn und mehr Tariflöhne, etwa über ein Bayerisches Tariftreue- und Vergabegesetz.
  • Kinder fördern: Einfluss des familiären Hintergrunds auf Bildungschancen verringern durch Kita- und Ganztagsausbau, längeres gemeinsames Lernen an Schulen, multiprofessionelle Teams und mehr Schulsozialarbeiter*innen.
  • Mobilität für alle: Sozialticket auch in Bayern einführen, ÖPNV ausbauen.
  • Armutsfeste Renten: Rentenniveau auf 50 % erhöhen; Renteneintrittsalter beibehalten; eine Rentenversicherung für alle, inkl. Selbstständige und Beamt*innen, einführen; Erwerbstätigkeit für Frauen erleichtern.
  • Mehr bezahlbarer Wohnraum: mehr Sozialwohnungen; mehr Wohnraum in öffentlicher Hand; gemeinwohlorientierten Wohnbau stärker fördern; öffentliche Grundstücke- und Baurecht nach sozialen Kriterien vergeben.
  • Aktive Mitbestimmung: armutsbetroffene Menschen an der Gestaltung von Leistungen und Angeboten beteiligen.

Unsere Positionen zum Thema “Armut” zum Download

Positionspapiere und Mehr

13
Tafeln und Stadtküchen
22
Sozialkaufhäuser
8
Schuldnerberatungen

Angebot finden

Du hast Schulden, Du hast Angst, Deine Wohnung zu verlieren, Du freust Dich über ein warmes Essen und Gesellschaft? Dann schau gerne in unserer Angebotssuche nach, wie die AWO Dir helfen kann. Du möchtest Dich gegen Armut engagieren? Bestimmt findest Du ein AWO-Angebot in Deiner Nähe, bei dem Du das Leben anderer Menschen konkret verbessern kannst.

Neuigkeiten zum Thema

Aktuelles

Antworten auf häufige Fragen zu diesem Themengebiet

FAQ

Weiterführende Informationen zum Themenbereich „Armut“. Falls Du eine Frage hast, die hier noch nicht beantwortet wird, kontaktiere uns bitte.

  • Was ist der Unterschied zwischen Wohnungs- und Obdachlosigkeit?

    Wohnungslosigkeit bezieht sich auf Personen, die keinen eigenen Mietvertrag besitzen oder keinen dauerhaften Wohnsitz haben. Sie leben oft in Notunterkünften, Wohnheimen oder bei Freund*innen und Verwandten unter vorübergehenden und instabilen Bedingungen. Obdachlosigkeit hingegen beschreibt die Situation von Menschen, die auf der Straße leben, ohne jeglichen Zugang zu regulären Wohnräumen. Diese Menschen haben meistens keinen Zugang zu grundlegenden sanitären Einrichtungen und sind extremen Wetterbedingungen direkt ausgesetzt.

    Beide Situationen bedeuten erhebliche Herausforderungen im Alltag der Betroffenen und erfordern spezifische Hilfsangebote und Unterstützungssysteme.

  • Wie verhalte ich mich Obdachlosen gegenüber?

    Vorurteilsfrei begegnen: Vermeide es, wohnungslose Menschen vorschnell zu verurteilen. Ihre Situationen sind oft komplex. Manchmal wünschen sich Betroffene Geld statt Nahrung, um beispielsweise notwendige Ausgaben wie Medikamente selbstständig zu managen. So oder so ist es ist wichtig, ihre Mündigkeit und Fähigkeit, eigene Entscheidungen zu treffen, zu respektieren.

    Notfälle erkennen: Wenn Du eine wohnungslose Person siehst, die nicht ansprechbar ist oder offensichtlich verletzt scheint, zögere nicht, den Notruf zu wählen. Schnelle medizinische Hilfe kann lebensrettend sein.

    Hilfsangebote aufzeigen: Informiere Dich über lokale Unterstützungsangebote und teile diese Informationen. Auf wohnungslosenhilfe-bayern.de und anderen spezialisierten Websites findest Du Anlaufstellen, die wohnungslosen Menschen Hilfe bieten.

  • Wie kann ich mich gegen Armut engagieren?

    Engagiere Dich in einem AWO-Angebot bei Dir in der Nähe oder spende für ein Projekt, z.B. die Stadtküche in Pfaffenhofen. Wenn Du mit Armutsbetroffenen in Kontakt kommst, sei offen und interessiert an der Person und ihrer jeweiligen Geschichte.

  • Warum ist die Altersarmut in Bayern so hoch?

    Erklärt wird dieser Umstand häufig mit der landwirtschaftlichen Prägung. Zudem war die Frauenerwerbsquote in Bayern lange Zeit sehr niedrig. Die Teilzeitquote ist immer noch sehr hoch. Dies ist ein entscheidender Grund dafür, dass gerade Frauen von Altersarmut betroffen sind. Denn Mini-Löhne führen zu Mini-Renten.

  • Wann gilt jemand als armutsgefährdet?

    Die Armutsgefährdungsquote gibt den Anteil der Personen mit einem Einkommen von unter 60 Prozent des mittleren Nettohaushaltseinkommen an. Wir verwenden den Landes-, nicht den Bundesmedian, da nicht nur Einkommen, sondern vor allem die Lebenshaltungskosten in Bayern höher ausfallen. Man braucht also mehr Geld, um über die Runden zu kommen, als im Bundesdurchschnitt.

  • Welche konkreten Angebote hat die AWO in Bayern für Menschen in finanziellen Schwierigkeiten?

    In unserer Datenbank findest Du unsere Angebote vor Ort. Dazu zählen Fachstellen zur Verhinderung von Obdachlosigkeit, Tafeln und Stadtküchen, Kleiderkammern, Sozialkaufhäuser, Nachbarschaftshilfen, Schuldnerberatungen usw.