Themen

Menschen mit Migrationsgeschichte

Menschen mit Migrationsgeschichte

Darum setzen wir uns mit und für Menschen mit Migrationsgeschichte ein

Relevanz des Themas

Bayern ist wie Deutschland ein Einwanderungsland. Und das ist gut so. Unterschiedliche Perspektiven und Erfahrungen bereichern uns und lassen uns gemeinsam wachsen. In Zeiten des Fach- und Arbeitskräftemangels und des demografischen Wandels ist Einwanderung zudem essenziell, um unseren Wohlstand und unseren Sozialstaat zu sichern.

In der Integrationspolitik wurde vieles versäumt, einiges aber auch erreicht. Menschen mit Migrationsgeschichte sind Spitzensportler*innen, Nachrichtensprecher*innen oder auch Regierungsmitglieder. Sie sind Nachbar*innen, Freund*innen und Kolleg*innen und halten den Laden mit am Laufen. Sie werden dennoch oft benachteiligt und zunehmend angefeindet und ausgegrenzt. Das nehmen wir als AWO Bayern nicht hin und machen uns für eine offene Gesellschaft stark.

Zahlen, Daten, Fakten

Ein Blick auf die Zahlen zeigt: Bayern ist zweifellos ein Einwanderungsland. Fast jede*r Dritte hat eine Migrationsgeschichte. Gerade der Wirtschaftsstandort Bayern profitiert stark von Einwanderung. Dennoch gibt es kaum ein Bundesland, in dem so zuwanderungskritische Töne angeschlagen und so vehement die Idee einer christlich-abendländischen Leitkultur propagiert wird.

  • Bayern ist ein Einwanderungsland: Fast vier Millionen Bewohner*innen Bayerns haben eine Migrationsgeschichte. Das entspricht einem Anteil an der Gesamtbevölkerung von fast 30 %. In den Ballungsräumen beträgt der Anteil sogar bis zu 40 %.
  • Altersstruktur der Einwander*innen: In Bayern sind Menschen mit Migrationshintergrund im Durchschnitt deutlich jünger als Menschen ohne Migrationshintergrund. Nur jede*r Zehnte ist im Rentenalter, während fast 24 % der Menschen ohne Migrationshintergrund 64 Jahre und älter sind.
  • Bedeutung von Einwanderung für den Arbeitsmarkt: Die Zahl der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten mit ausländischer Staatsangehörigkeit in Bayern hat sich innerhalb von zehn Jahren mehr als verdoppelt. Auch der Anteil an allen Beschäftigten hat sich von 9,2 % im Jahr 2012 auf 16,5 % in 2021 deutlich erhöht. Besonders viele von ihnen arbeiten im Gast- und Baugewerbe sowie im Verkehrs- und Lagerwesen, aber auch im Gesundheits- und Sozialwesen. Fast 80 % der Menschen mit Migrationshintergrund im erwerbsfähigen Alter gehen einer Arbeit nach.
  • Schlechtere Bildungschancen: Mehr als die Hälfte der Kinder mit Migrationshintergrund besucht in Bayern eine Mittelschule (über 58 %). Auf das Gymnasium schaffen es dagegen nur 18,5 %. Bei den Kindern ohne Migrationshintergrund ist die Verteilung auf Gymnasium, Real- und Mittelschule fast ausgeglichen, mit leichten Vorteilen fürs Gymnasium (34,9 %).
  • Höhere Armutsgefährdung: 22,5 % der Menschen mit Migrationshintergrund in Bayern sind von Armut bedroht (Menschen ohne Migrationshintergrund 11,6 %).
  • Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt: Studien zeigen einen deutlichen Einfluss von Migrationsgeschichte auf Jobchancen: Bewerber*innen mit deutschem Namen erhalten deutlich häufiger eine positive Rückmeldung.
  • Rassistische Erfahrungen und Diskriminierung im Alltag: Fälle von Diskriminierung aus rassistischen Gründen oder wegen der ethnischen Herkunft machen den größten Anteil bei den Beratungsanfragen an die Antidiskriminierungsstelle des Bundes In einer aktuellen Bertelsmann Studie geben mehr als die Hälfte der Befragten an, in den letzten zwölf Monaten Diskriminierung wegen der ethnischen Herkunft oder aus rassistischen Gründen sowie wegen der Religion oder Weltanschauung erlebt zu haben.
  • Ende der Willkommenskultur? Medien berichten zunehmend negativ über Geflüchtete. Politiker*innen wollen vermehrt Einwanderung begrenzen. Auch die öffentliche Meinung scheint sich zu drehen: Im Deutschlandtrend vom September 2023 verbinden 64% eher Nach- als Vorteile mit Zuwanderung. Die Mitte-Studie zeigt: Die Zustimmung zur Aufnahme von Geflüchteten hat im Zeitverlauf abgenommen. Es bestehen aber große Unterschiede im Hinblick auf das Herkunftsland: 62 % befürworten die Aufnahme von Geflüchteten aus der Ukraine, dagegen nur 35 % die von Geflüchteten aus Afrika.

 

Bayern ist ein Einwanderungsland. Gemeinsam mit Menschen mit und ohne Migrationsgeschichte möchten wir ein neues WIR gestalten.

Forderungen

Das fordern wir für die Einwanderungsgesellschaft

Integration ist keine Einbahnstraße, sondern ein Prozess des Zusammenwachsens. Wir als AWO in Bayern treten entschieden gegen Schließungs- und Abschottungstendenzen ein und machen uns für das Grundrecht auf Asyl ebenso stark wie für eine offene Gesellschaft.

  • Offenbleiben: Vielfalt der Gesellschaft anerkennen und wertschätzen; Benachteiligungen abbauen; Menschen mit Migrationsgeschichte in allen Bereichen des öffentlichen Lebens gleichberechtigt beteiligen; Integration als vielseitigen Prozess begreifen, gemeinsam ein neues WIR gestalten.
  • Rassismus und Diskriminierung konsequent bekämpfen: bayerische Antidiskriminierungsstelle schaffen, die Beratung vor Ort organisiert sowie aufklärt und sensibilisiert; jegliche Form von Diskriminierung konsequent strafrechtlich verfolgen, im virtuellen genauso wie im öffentlichen Raum.
  • Wahlrecht für Menschen ohne deutsche Staatsangehörigkeit auch bei (Bundestags- und Landtagswahlen) einführen.
  • Individuelle Bildung ermöglichen: Schulen und Kitas personell so ausstatten, dass Kinder individuell nach ihren Talenten gefördert werden können.
  • Rechtsanspruch auf Beratung: Migrationsdienste dauerhaft und in ausreichender Höhe finanzieren, damit jede*r Einwander*in professionelle Unterstützung beim Ankommen und Bleiben erhält.
  • Schnelleren Zugang zu Aufenthaltstiteln und Arbeitsmarkt: Verfahren beschleunigen und ausländische Zeugnisse und Abschlüsse schneller anerkennen, damit Einwander*innen zügig arbeiten und Arbeitgeber dringend benötigtes Personal einstellen können.
  • Asyl als Menschenrecht: individuelles Recht auf Asyl nicht aushöhlendurch Klassifizierung als „sichere Herkunftsländer” oder durch Auslagern des Asylverfahrens an die EU-Grenzen.
  • Abschiebepraxis entschärfen: Abschiebungen werden in Bayern besonders rigide umgesetzt. Im Gegensatz zu anderen Bundesländern gibt es im Freistaat keinen Abschiebestopp für Afghanistan oder Jesid*innen in den Irak. Geflüchtete, die einem Job oder einer Ausbildung nachgehen, droht zu häufig die Abschiebung, obwohl Arbeitgeber sie weiter beschäftigen möchten.

Unsere Positionen zum Thema Migration zum Download

Positionspapiere und Mehr

Über 50 Jahre
Erfahrung in der Migrationsberatung
Rund 40
Beratungsangebote für erwachsene Zuwanderer (MBE)
Über 7.200
betreute Kinder mit Migrationsgeschichte in AWO-Kitas

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Antworten auf häufige Fragen zu diesem Themengebiet

FAQ

Hier findest Du häufige Fragen und Antworten zum Themenbereich „Menschen mit Migrationsgeschichte”. Falls Du eine Frage hast, die hier noch nicht beantwortet wird, kontaktiere uns gern.

  • Was ist ein „sicheres Herkunftsland“?

    Als sicheren Herkunftsstaat definiert das Gesetz Länder, von denen aufgrund des demokratischen Systems und der allgemeinen politischen Lage davon ausgegangen werden kann, dass dort generell keine staatliche Verfolgung zu befürchten ist und dass der jeweilige Staat grundsätzlich vor nichtstaatlicher Verfolgung schützen kann. Schutz vor nichtstaatlicher Verfolgung bedeutet zum Beispiel, dass Rechts- und Verwaltungsvorschriften zum Schutz der Bevölkerung existieren und diese auch zugänglich gemacht und angewendet werden. Es gilt dann die sogenannte Regelvermutung, dass keine Verfolgungsgefahr vorliegt.

    Informiere Dich weiter unter: https://www.bamf.de/DE/Themen/AsylFluechtlingsschutz/Sonderverfahren/SichereHerkunftsstaaten/sichereherkunftsstaaten-node.html

  • Wobei hilft mir die Migrationsberatung konkret?

    Unsere Berater*innen helfen Dir bei der Job- oder Ausbildungssuche, findet den passenden Deutschkurs für Dich, unterstützt bei der Wohnungssuche oder der Anmeldung Deines Kindes in der Schule oder im Kindergarten. Unsere hochqualifizierten Fachkräfte begleiten allen Fragen professionell, kostenlos, vertraulich und auf Wunsch anonym in vielen Sprachen.

    Schaue gerne auf unserem Infoportal nach: https://awo-migrationsberatung.org/

  • Wofür stehen MBE, JMD, FIB und AVB?

    • Migrationsberatung für erwachsene Zuwanderer (MBE)
    • Jugendmigrationsdienste (JMD)
    • Flüchtlings- und Integrationsberatung (FIB)
    • Unabhängige Asylverfahrensberatung (AVB)
  • Wer hat Migrationsgeschichte?

    Menschen, die selbst in ein Land eingewandert sind, oder die Vorfahren haben, die eingewandert sind. Dazu gehören sowohl deutsche als auch ausländische Staatsbürger*innen. Auch üblich und weitgehend synonym ist die Bezeichnung „Migrationshintergrund“.