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Soziale Gerechtigkeit

Soziale Gerechtigkeit

Darum kämpfen wir für soziale Gerechtigkeit

Relevanz des Themas

Vermögen ist bei einigen wenigen konzentriert, während immer mehr Menschen Monat für Monat nicht wissen, wie sie über die Runden kommen sollen. Menschen sind aufgrund ihres Geschlechts, ihres Alters, ihrer Herkunft, ihrer Religion oder Weltanschauung, ihrer sexuellen Identität, ihres finanziellen Backgrounds, ihres Wohnorts oder aufgrund einer Behinderung benachteiligt, haben weniger Einfluss und Lebenschancen. Ist das gerecht?

Tief verwurzelt in der Arbeiterbewegung setzen wir uns als AWO Bayern für die Grundrechte aller Menschen und gegen jegliche Diskriminierung ein. Mit unseren vielfältigen Angeboten in ganz Bayern tragen wir dazu bei, dass mehr Menschen die Chance auf ein zufriedenes Leben haben. Gleichzeitig lassen wir die Politik nicht aus der Pflicht, im Sozialstaat für mehr Gerechtigkeit zu sorgen.

Zahlen, Daten, Fakten

Wie gerecht ist unsere Gesellschaft? Die Zahlen zeigen: Einige wenige haben viel Reichtum und Einfluss. Die breite Mehrheit hat mit steigenden Lebenshaltungskosten zu kämpfen. Manche Bevölkerungsgruppen sind strukturell benachteiligt oder gar diskriminiert.

  • Globale (Un-)Gerechtigkeit: Das reichste Prozent besitzt fast die Hälfte des weltweiten Vermögens. Demgegenüber steht die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung, auf die sich nur 1 % des globalen Vermögens aufteilt.
  • Vermögensungleichheit in Deutschland: Rund 60 % des Vermögens ist bei den reichsten zehn Prozent der deutschen Bevölkerung konzentriert. Die Ungleichheit ist höher als im Durchschnitt der Euroländer. In Bayern sind die Vermögen nur minimal weniger ungleich verteilt als im Bundesschnitt.
  • Zufriedenheit mit wirtschaftlicher Lage: Einkommen sind in Bayern zwar im Durchschnitt höher als im Bundesgebiet, jedoch gibt es auch hier regionale Unterschiede. Auffallend ist, dass die Einschätzung der eigenen wirtschaftlichen Situation in vielen Regionen trotz eines durchschnittlichen Medianentgelts unterdurchschnittlich ist, was vermutlich auf höhere Lebenshaltungskosten zurückzuführen ist.
  • Gerechte Löhne? Eine Million Beschäftigte arbeiten im Freistaat für einen Niedriglohn. Das entspricht einem Anteil von 15 %. Besserverdienende erhalten mehr als dreimal so viel Geld wie Geringverdienende. Der Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern ist mit 21 % in Bayern besonders groß.
  • Mangel an bezahlbarem Wohnraum: Bayern ist nach Hamburg das Bundesland mit der höchsten durchschnittlichen Nettokaltmiete: 8,74 Euro. Dabei gibt es regionale Unterschiede: In Oberbayern, vor allem im Raum München, liegen die Mieten deutlich im zweistelligen Bereich. Neubauten sind nochmals teurer.
  • Leben wird teurer: Seit dem Jahr 2000 ist der Verbraucherpreisindex um fast 17 % angestiegen. Die jährlichen Inflationsraten waren seit Anfang der 1990er nicht mehr so hoch wie in den letzten Jahren.
  • Ungleiche Lebensverhältnisse: Chancen hängen auch in Bayern von der Postleitzahl ab. Gefälle gibt es zwischen Nord- und Südbayern und zwischen Stadt und Land. In einigen Regionen Bayerns sind Fahrtzeiten zu Schulen, medizinischer Versorgung und Supermärkten überdurchschnittlich hoch.
  • Mobilität für alle? Bayern belegt bei der Erreichbarkeit von Bus und Bahn den vorletzten Platz in Deutschland.
  • Armut kein Randphänomen: Rund 15% der Bevölkerung Bayerns sind von Armut bedroht. Besonders gefährdet sind Alleinerziehende (36,8 %) kinderreiche Familie (24,2 %) Einwander*innen (22,5 %) und ältere Menschen (21,4 %), besonders Seniorinnen (24,5 %).
  • Ungleiche Bildungschancen: In keinem anderen Bundesland hängt die Wahrscheinlichkeit für ein Kind, ein Gymnasium zu besuchen, so stark von der Einkommenssituation und dem Bildungsgrad der Eltern ab wie in Bayern.
  • Pflege wird teurer: In Bayern kostet ein Platz im Pflegeheim einen Eigenanteil von durchschnittlich 181 Euro im Monat. Gleichzeitig steigt der Pflegebedarf an und wird noch weiterwachsen.
  • Inklusive Gesellschaft? Besonders in den Bereichen Bildung und Arbeitsmarkt sind Menschen mit Behinderung in Deutschland noch erheblich benachteiligt. Weniger als ein Drittel der Kinder mit Behinderung besucht in Bayern eine Regelschule.
  • Diskriminierung: Mehr als die Hälfte der Menschen mit Migrationsgeschichte berichten von Diskriminierungserlebnissen. Auch queere Personen sind oft Opfer von Hass und Hetze: Die Zahl der Straftaten gegen queere Menschen hat sich in den letzten zehn Jahren in Bayern fast versiebenfacht.

 

Fehlende Gerechtigkeit und ungleiche Chancen bedrohen unseren Zusammenhalt und unsere Demokratie.

Forderungen

Das fordern wir für mehr soziale Gerechtigkeit

Wir verstehen unter Gerechtigkeit, dass durch gezielte staatliche Maßnahmen und eine angemessene Umverteilung jede*r Einzelne die Möglichkeit hat, sich frei zu entfalten, die Gesellschaft mitzugestalten und ein zufriedenes Leben zu führen. So stärkt die Politik das WIR und sorgt für mehr Zusammenhalt und Miteinander.

  • Globale Ungerechtigkeit bekämpfen: kritische Auseinandersetzung mit globalen Zusammenhängen und Machtgefügen; Entwicklungszusammenarbeit auf Augenhöhe mit Partner*innen vor Ort und mit Hilfe zur Selbsthilfe im Fokus.
  • Gerechtes Steuersystem: Reiche stärker an Finanzierung des Gemeinwesens beteiligen: faire Besteuerung von Vermögen, hohen Einkommen, Kapitalerträgen und Erbschaften, höhere Grundfreibeträge für Personen mit niedrigem Einkommen sowie ein konsequentes Bekämpfen von Finanzkriminalität und Steuervermeidung; Ehegattensplitting abschaffen, das in der Regel Frauen benachteiligt.
  • Solidarisch finanzierte Sozialversicherung: Zweiklassen-System beenden, Pflege-, Renten- und Krankenversicherung so umstrukturieren, dass alle einzahlen, auch Selbstständige, Beamt*innen und Politiker*innen.
  • Abkehr von Schwarzer Null: in Zukunft und sozialen Zusammenhalt investieren; Generationen und Herausforderungen (z.B. Klimaschutz, soziale Angebote) nicht gegeneinander ausspielen.
  • Sozialstaat nicht kaputt sparen: Rotstift nicht bei Sozialausgaben ansetzen, denn funktionierendes Sozialsystem ist essenziell für unseren gesellschaftlichen Zusammenhalt; soziale Angebote vor Ort drohen wegzubrechen. Eine echte Gefahr für unsere Demokratie!
  • Gerechte Chancen von Anfang an: deutlich mehr Investitionen in Schulen und Kitas, um Kinder individuell fördern zu können; längeres gemeinsames Lernen, um Einfluss des familiären Hintergrunds auf Bildungschancen zu verringern.
  • Lebensstandard sichern: Existenzminimum für jede*n über eine echte und einkommensabhängige Kindergrundsicherung, ein Bürgergeld in ausreichender Höhe sowie eine Grundrente ohne Einkommensprüfung; gesetzliche Rente nicht kürzen; höherer Mindestlohn und mehr Tariflöhne, etwa über ein Bayerisches Tariftreue- und Vergabegesetz.
  • Flächendeckende Versorgung sicherstellen: das Nötigste wohnortnah anbieten: Bildungseinrichtungen, Einkaufsmöglichkeiten, medizinische und pflegerische Versorgung, soziale Einrichtungen und Dienste, Möglichkeiten der Freizeitgestaltung und des Zusammenkommens. Dafür braucht es deutlich mehr Investitionen und mehr Fachkräfte, unter anderem aus dem Ausland.
  • Wohnraum bezahlbar machen: mehr Sozialwohnungen; mehr Wohnraum in öffentlicher Hand; gemeinwohlorientierten Wohnbau stärker fördern; öffentliche Grundstücke- und Baurecht nach sozialen Kriterien vergeben.
  • Mobilität für alle: Sozialticket auch in Bayern einführen; ÖPNV sowie Rad- und Fußwege in ganz Bayern ausbauen; Angebote stärker miteinander vernetzen.
  • Erwerbstätigkeit von Frauen verbessern: mehr Homeoffice, flexible Arbeitszeitmodelle, Führungspositionen in Teilzeit, um Beruf, Familie und Freizeit für alle Geschlechter leichter vereinbar zu machen; bezahlte Auszeiten für die Pflege von Angehörigen einführen; Ausbau der Kurz- und Tagespflege ermöglichen; Kita und schulische Ganztagsangebote ausbauen.
  • Offenbleiben: Vielfalt der Gesellschaft anerkennen und wertschätzen; Benachteiligungen und Diskriminierung abbauen; schnelleren Zugang von Einwander*innen zu Aufenthaltstiteln und Arbeitsmarkt ermöglichen, Integration als vielseitigen Prozess begreifen; gemeinsam ein neues WIR gestalten.
  • Menschen bei Transformationsprozessen mitnehmen: Klima- und Mobilitätswende, digitaler Wandel, Globalisierung – Menschen tun sich mit Veränderungen oft schwer. Umso wichtiger ist es, sowohl finanzielle Folgen abzufedern, z.B. für Beschäftigte beim Kohleausstieg oder die Preisentwicklung klimaschädlicher Produkte, als auch Ängste und Unverständnis zu berücksichtigen, z. B. bei Themen wie Vielfaltsbewusstsein.

Unsere Positionen zum Thema “Soziale Gerechtigkeit” zum Download

Positionspapiere und Mehr

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Antworten auf häufige Fragen zu diesem Themengebiet

FAQ

Hier findest Du Antworten auf häufige Fragen zum Thema „Soziale Gerechtigkeit“. Falls Du eine Frage hast, die hier noch nicht beantwortet wird, kontaktiere uns gern.

  • Wie lässt sich soziale Ungleichheit messen?

    Die gängige Kennziffer für das Ausmaß von Ungleichheit ist der so genannte Gini-Koeffizient. Er gibt an, wie ungleich eine Verteilung ausfällt. Ein Wert von O bedeutet, dass die Verteilung absolut gleich ist. Alle Personen verdienen zum Beispiel exakt das gleiche Gehalt. Ein Wert von 1 bedeutet dagegen, dass das gesamte Vermögen bei einer Person konzentriert ist und alle anderen gar kein Vermögen besitzen. In Deutschland beträgt der Gini-Koeffizient bei der Vermögensverteilung bei 0,77. Das Vermögen ist also relativ stark bei einer kleinen Gruppe der Bevölkerung konzentriert.

  • Leistung und Arbeit müssen sich doch lohnen. Ist Umverteilung wirklich gerecht?

    Wir alle haben unterschiedliche Chancen, die unter anderem abhängig davon sind, in welcher Region wir geboren sind, ob unsere Eltern ein hohes Einkommen und einen hohen Bildungsgrad haben, mit welchem Geschlecht wir uns identifizieren, wie alt wir sind, ob wir eine Migrationsgeschichte haben oder nicht, ob wir eine Behinderung haben oder nicht usw. Nicht jede*r hat daher die gleichen Möglichkeiten, berufliche Karriere zu machen. Vermögen können meistens nur diejenigen bilden, die aus einer vermögenden Familie stammen. Wohneigentum ist ohne Erbe heutzutage kaum erschwinglich.

    Das Prinzip der Leistungsgerechtigkeit in der Marktwirtschaft funktioniert nicht wirklich. Daher muss der Staat korrigierend eingreifen, um aus der Marktwirtschaft eine soziale zu machen. Dazu zählt, dass die Versorgung mit dem Nötigsten, die so genannte Daseinsvorsorge, für aller Bürger*innen gesichert ist. Bildungsgerechtigkeit ist ein wichtiger Hebel, um unterschiedliche Voraussetzungen zu kompensieren. Und schließlich muss der Sozialstaat das Existenzminimum für jede*n sichern. Denn finanzielle Not ist selbstverschuldet und jede*r sollte aufgefangen werden.

  • Was tut die AWO Bayern konkret für soziale Gerechtigkeit?

    Mit Einrichtungen, Diensten, Angeboten und Projekten von der Kindertagesstätte und dem Mehrgenerationenhaus über die Nachbarschafts- und Jugendhilfe sowie die Migrationsberatungsstellen, Schuldnerberatungen und Fachstellen zur Verhinderung von Obdachlosigkeit bis zum ambulanten Pflegedienst und dem Senior*innenheim tragen wir dazu bei, dass mehr Menschen die Chance auf ein zufriedenes Leben haben und nicht allein gelassen werden.

    Schau Dir in unserer Angebotsdatenbank unsere Angebote vor Ort an!

    Politisch werden wir nicht müde, bei sämtlichen Entscheidungen und Diskussionen auf mögliche Auswirkungen auf die Menschen und den sozialen Zusammenhalt hinzuweisen und den Staat an seine Aufgabe zu erinnern, für soziale Gerechtigkeit zu sorgen.